Schon von weit her grüßt der Glockenturm der Werdumer Kirche die Gäste und die Menschen, die in unseren schönen Ort einfahren wollen. Dieser schöne barocke Turm ist dabei das jüngste, was unser Gotteshaus aufzuweisen hat: Er ist im Jahr 1763 entstanden und hat einiges bürokratisches Hin und Her erfordert – wem kommt es bekannt vor?!- , bevor man sich zu seiner Errichtung durchringen konnte. Die eingelassene Steinplatte an der Westseite des Turmes kann davon nur einen ungefähren Eindruck verschaffen.
Über die Entstehung der Kirche in Werdum gibt es seltsame Berichte über die Standorte: So soll die erste Kirche dort gestanden haben, wo sich heute der Hof Kapelle der Familie Janssen am südlichen Ortsausgang befindet, daher auch wohl der Name „Kapelle“ oder auch „hohe Kapelle“. Um 1400 sollen dann die Werdumer Häuptlinge den Standort ihrer Burg, der sich etwa dort befunden haben muss, wo heute die Kirche steht, nach Edenserloog an den Standort der heutigen Burg verlegt haben, so dass genügend Raum – und wegen der Höhe der Kirchwarf- auch genügend Schutz für die Gläubigen vor den Wirren der Sturmfluten und des Wassers in dem neu errichteten Gebäude der Kirche bestanden haben dürfte. Diese Zeit im 13. + 14. Jahrhundert war in Ostfriesland sowieso von einem Umbruch im Kirchenbau gekennzeichnet: Während die Kirchen der frühchristlichen Zeit meistens Holzkirchen waren, ging man ab 1250 dazu über, die Kirchen aus Stein, meistens Granitsteinen, aber auch Backsteinen –wie bei der Werdumer Kirche-  zu errichten.
Geweiht ist die Kirche dem heiligen Nicolaus, der der Schutzpatron der Kinder, Kaufleute, aber insbesondere auch der Seeleute ist. Dieser war im 4. Jh. nach Christus Bischof im griechischen Myra und starb einen Märtyrertod; dessen Gebeine wurden im Jahr 1087 nach Italien überführt, und es begann seine Verehrung im Bereich des westlichen Christentums. Demzufolge dürfte die erste Werdumer Kirche auch nicht vor dem Jahr 1100 entstanden sein.
Südlich hinter dem Friedhof befindet sich die Pastorei, die im Jahr 1858 errichtet wurde. Heute beherbergt das Gebäude, welches in den 1990er Jahren letztmalig aufwändig umgebaut wurde, neben der Wohnung der Pastorin das Gemeindehaus der Kirche (in der sich viele kirchliche Gruppen treffen) und einem „Kindergarten light“, den sog. „Purzelzwergen, wo sich die jüngsten Gemeindekinder (ab etwa 2 Jahren) 2x wöchentlich für 3 Stunden vormittags treffen, um auf den Kindergarten vorbereitet zu werden.

Quellen:

Günter Peperkorn, Werdum – Aus der Geschichte eines Marschendorfes, S. 34

Eberhard Pühl, Alte Backsteinbauten in Ostfriesland und im Jeverland, S. 61

Ulrich von Werdum, Series Familiae Werdumanae – Die Geschichte des Hauses Werdum, Teil II: Deutscher Text, S. 20

Anzeiger für Harlingerland, Beilage „Zum Wochenende“, 05.07.2003

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