100-jährige Fahne findet Platz im "Haus des Gastes"

v.L.: Heike Fokken, bisherige Besitzerin der Fahne, Johann Pieper, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins, Heiko Habben, der die Übernahme organisierte und Bürgermeister Friedhelm Hass als Übernehmender

Seit 1906 bestand in Werdum ein Kriegerverein. Er gehörte dem Kreiskriegerverband Wilhelmshaven-Wittmund an, der seit 1903 als selbständiges Glied des Hannoverschen Provinzialkriegerverbandes mit dem Preußischen Landeskriegerverband und dem Reichskriegerbund Kyffhäuser verbunden war (fünfgliedrige föderale Struktur). Um 1913 zählte der Bundesverband ca. 2,9 Mio. Mitglieder. Der große Erfolg dieser Vereine im Volk war darauf zurück zu führen, dass hier insbesondere den Landarbeitern und Handwerkern Gelegenheit geboten wurde, ihren eigenen Status und die Ansprüche gegenüber der Oberschicht in den Dörfern und Städten aufzuwerten. Das Wort „Haben Sie gedient?“ war ein verbindendes und rangloses Element, welches alle Dienstgrade -außer den Offizieren- zusammen schweißte. So förderten die Kriegervereine die Kameradschaft (z. B. zwischen ehemaligen Soldaten, Kriegsteilnehmern und Soldaten), die Erhaltung des Brauchtums und die Bewahrung des Andenkens an die gefallenen und vermissten Soldaten. Der jeweilige Vereinszweck eines Kriegervereins ist der jeweiligen Vereinssatzung zu entnehmen.

Die Mitglieder des Vereins in Werdum trafen sich vierteljährlich im Gasthof Onken (heute Freesenkroog). Vereinszweck war die „Pflege patriotischer Gesinnung“ und der Schutz der Jugendlichen vor den „zersetzenden Einflüssen der antimonarchistischen Tendenzen.“ Neben dieser mehr patriotischen Zielsetzung wurden auch immer soziale Zwecke verfolgt. Vom Werdumer Verein war sehr bekannt die Kriegervereinskapelle, die bei Kyffhäuserfesten in der gesamten Region, z.B. in Moordorf und Funnix, auftraten. Bei diesen Veranstaltungen wurde auch die Fahne des Vereins geschwungen. Zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten spielten die Trompeter des Vereins hoch oben auf dem Werdumer Kirchturm.

Die Fahne der Kriegervereinsfahne ist 1909 entstanden und trotz des hohen Alters von 100 Jahren noch in gutem Zustand. Sie wurde von der Fahnenfabrik Franz Reinecke in Hannover gefertigt und am 01.08.1909 öffentlich in Werdum eingewiehen. Die Kriegervereine der Umgebung in Neuharlingersiel, Esens, Westerbur, Carolinensiel, Burhafe, Berdum, Willen, Ardorf und Wittmund kamen und verewigten sich mit Plaketten auf der Fahnenstange. Sogar der Gardeverein Wilhelmshaven und der Kreiskriegerverband Wittmund schickten Vertreter und stifteten Plaketten.

Sie wurde nach Auflösung des Vereins im Gasthof Onken aufbewahrt und verblieb nach Aufgabe des eigenen Gaststättenbetriebes bei den Nachfolgern Heike und Hinrich Fokken. Im Sommer 2008 wurde die Fahne von Heike Fokken dem Heimat- und Verkehrsverein übergeben, der sie nun zum 100. Jahrestag der Weihe an die Gemeinde weitergibt, wo sie neben der Soldatenehrentafel einen würdigen Platz erhält.