Historische Gemälde zurück in Werdum                                  20.12.2018


Die Gemälde sind zurück in Werdum. Es freuen sich
v.L.: Christa Vollenbruch Herta Daniels, Johann Pieper, Dr. Class Brons, Rainer Hinrichs, Der Walter Schulz, Bürgermeister René Weiler-Rodenbäck und Rainer Vollenbruch.

Bescherung schon am 19.Dezember für den Kulturverein Werdum. Die Porträts der beiden letzten vom Geschlecht derer von Werdum, Catharina Elisbeth Gisberta von Werdum und Wilhelm Mordio von Bottlenberg genannt Kessel tauchten im Sommer auf dem Kunstmarkt in der Schweiz auf. Nach Kontaktaufnahme mit Rainer Hinrichs, dem Vorsitzenden des Kulturvereins bagannen in Werdum die Überlegungen wie man die Bilder für Werdum sichern könnte. Problem war der für den noch jungen Verein nicht zu stemmende Kaufpreis. Dennoch sollte versucht werden, die Gemälde zu beschaffen und Vorsitzender Rainer Hinrichs machte sich ans Werk um Zuschüsse zu aquirieren.
Nach der Suche möglicher Sponsoren ging es jedoch dann ziemlich schnell. Einige Tage nach Stellung eines Antrages über eine Teilsumme für die Gemälde bei der ten Doornkaat-Koolman-Stiftung in Emden meldete sich der Stiftungsvorsitzende Dr. Claas Brons bei Rainer Hinrichs und teilte ihm mit, dass die Stiftung beabsichtige, zwar nicht einen Zuschuss zu gewähren, aber die Gemälde komplett zu erwerben und quasi als Dauerleihgabe Werdum zur Verfügung zu stellen unter der Voraussetzung, dass die Gemälde öffentlich zugänglich gemacht werden.
Die Glücksgefühle, die Rainer Hinrichs in diesem Moment empfand, kann man wohl kaum nachvollziehen: In dieser Aussage lag eine sogenannte Win-win-Situation: Die Stiftung konnte ihren Hauptzweck, die Sicherung ostfriesischen Kulturguts, welches sich außerhalb Ostfrieslands befand, für Ostfriesland, nachkommen, und der noch junge Kulturverein (2013 gegründet) kann das für Werdum erworbene Kulturgut, hier die Gemälde, interessierten Werdumer Einheimischen und Gästen dauerhaft präsentieren. Nach einer Abstimmung innerhalb des Vorstands des Kulturvereins und einem Ok an die Stiftung konnte diese die Gemälde erwerben, und Rainer Hinrichs konnte gemeinsam mit seiner Frau Nicole die Bilder vor einigen Tagen persönlich aus den Händen des Schweizer Vermittlers in Empfang nehmen.

Im Rahmen einer kleinen Feierstunde wurden gestern dann die Gemälde, die in einigen Wochen einen öffentlich zugänglichen Platz in Werdum zieren werden, der Öffentlichkeit vorgestellt. Rainer Hinrichs schilderte den Hergang der Beaschaffung und dankte im Beisein von Bürgermeister René Weiler-Rodenbäck und seinen Vorstandkollegen vom Kulturverein den extra angereisten Dr. Claas Brons, Vorsitzender ten Doornkaat-Kollmann-Stiftung, und dem Geschäftsführer Dr. Walter Schulz für deren Engagement beim Kauf der Gemälde. .René Weiler-Rodenbäck bezeichnete die Gemälde als eine Bereicherung für Werdum und HVV-Vorsitzende Johann Pieper verwies darauf, dass auch viele Touristen sehr kulturinterssiert sind und Werdum gerade kulturell sehr viel zu bieten hat. Dr. Brons und Dr. Schulz legten die Ziele der Stiftung dar. Sie sei stets unterstützend tätig wenn wichtige Kulturgüter für Ostfriesland gesichert werden können. "Die beiden Gemälde sind für Werdum von großer Bedeutung und deshalb haben die Gelegenheit auch sofort genutzt" so Dr, Brons.


Die historischen Gemälde in Werdum unterm Weihnachtsbaum

Zum Abschluss noch etwas zur Geschichte des Werdumer Häuptlingsgeschlechts: Nachgewiesen ist es seit 1370 mit dem 1. Häuptling Reent dem Älteren. Im 15. Jahrhundert kam es zu häufigen Kampfhandlungen, an deren Ende die Werdumer Häuptlinge ihre eigentliche Macht an die Esenser abgeben mussten (Gründung des Harlingerlandes). Die Werdumer verschmolzen danach durch Heirat mit den Gödenser Häuptlingen, welches sich noch heute am Wappen „Löwe aus dem Busch“, welches beispielsweise auf dem sog. Frauenstuhl in der Werdumer St. Nicolai-Kirche zu sehen ist, ablesen lässt. Das Werdumer Häuptlingsgeschlecht darf auch nach dem Machtverlust immer noch zur „guten Partie“  in Ostfriesland gezählt haben, denn Heiraten bis ins Oldenburger- und Münsterland und sogar in die Niederlande bezeugen dies. Noch der Vater von Gisberta, Alexander (1634-1713), war zeitweise am Schwedischen Hof in Stockholm tätig, und deren Onkel Ulrich (1632-1681) hat an der Besetzung des um 1670 vakant gewordenen polnischen Königstuhls mitgewirkt. Dieser Ulrich hat 1667 auch seine Familiengeschichte unter dem Titel „Series Familiae Werdumanae“ veröffentlicht, die noch heute als maßgebliche Quelle der Geschichte des Harlingerlandes gilt.
Nach dem Tod der Herrin Gisberta 1762 fielen die Güter der Familie an die ursprünglich aus Accum im Jeverland stammende Familie Cramer, da die einzige Adoptivtochter und Erbin Elisabeth Wolken aus der Familie eines Pächters von Ländereien der Burg mit dem dortigen Prediger Cramer verheiratet war und Frauen zu jener Zeit nicht erbberechtigt waren. Bis 1929 zählte zu diesem Besitz auch die Mühle in Edenserloog, die seitdem Familie Post bewirtschaftet.
Familie Cramer ist auch heute noch in Werdum ansässig, die eigentliche Burg ist jedoch seit den 1970er Jahren in auswärtigen Händen.


Bei Tee und Kuchen wurden die Gemälde vorgestellt


Rainer Hinrichs freut sich über die Rückkehr