Mit dem Fahrrad zu adeligen Gütern                                             17.09.2018


Auf geht`s - die Fahrradtour startet am Werdumer Sagenbrunnen auf dem Dorfplatz


Rainer Hinrichs, in historischer Kleidung, begrüßt als "Ulrich von Werdum" die Teilnehmer

Vor 5 Jahren hatte die Ostfriesische Landschaft die Kulturschaffenden im ostfriesischen Raum zur Beteiligung am „Land der Entdeckungen“ aufgerufen. Der Kulturverein und der Heimat- und Verkehrsverein Werdum hatten es sich dabei zum Ziel gesetzt, die historische Vergangenheit, insbesondere der Häuptlingszeit im späten Mittelalter, interessierten Einheimischen und auch Gästen nahe zu bringen.
Die historische Landschaft des Harlingerlandes, also der Region rund um Wittmund und Esens, verfügt über etwa 40 überwiegend landwirtschaftliche Gebäudekomplexe mit adeliger Vergangenheit.

Anhand von Fahrradtouren lässt sich diese Geschichte recht gut plastisch erschließen. Werdum mit der einzigen noch erhaltenen Häuptlingsburg im Harlingerland bietet sich da als Ausgangs- und Endpunkt an. Anhand von 4 ausgearbeiteten Routen –für jede Himmelsrichtung eine- werden diese Touren seit etwa 5 Jahren angeboten. Bis zu 50 Teilnehmer nahmen an jeder dieser Touren statt.
Nach 2-jähriger Unterbrechung fand jetzt wieder eine Tour statt: Kulturvereinsvorsitzender Rainer Hinrichs konnte fast 20 Radler auf dem Dorfplatz in Werdum begrüßen. Gemeinsam mit Heiko Habben, der unterwegs noch einige Angaben zu Land und Leuten machten, ging es zur ersten Station nach Folkertshausen im südlichen Bereich der Gemeinde Neuharlingersiel. Dieser Hof verfügt über eine über 550-jährige Geschichte und gehört noch heute zur Wangelinschen Witwenstiftung, die in der Kirchenverwaltung in Aurich verwaltet wird. Eine kurze Strecke weiter landete die Gruppe in Marz. Diese frühchristliche Siedlung verfügte noch in den 1950er Jahren über eine eigene Erdholländer-Mühle und war bis etwa 1600 Sitz eines Steinhauses –so nannte man die adeligen Besitzungen. Weiter ging es nach Nordorf in die Nähe der Jugendherberge Esens, wo Rainer Hinrichs u.a. über kriegerische Auseinandersetzungen im 16. Jahrhundert und die große Bedeutung des Hauses Nordorf berichtete. Danach ging es zum Gut Fiekensholt nach Thunum, in dem vor Genuss von Kaffee und Kuchen im dortigen Cafe Einzelheiten aus der Geschichte des Gutes von 1730 dargestellt wurden und Herr Kern eine Besichtigung des Gewölbes von 1400, welches noch aus der Klosterzeit des Gutes stammt, durchführte. Den Abschluss bildeten Ausführungen über die Burg Edenserloog in Werdum. Rainer Hinrichs erzählte, dass sich Häuptlinge hier bis etwa 1400 zurück verfolgen lassen.


In Folkertshausen wurde ebenso Rast gemacht


wie Nordorf in der Grashauser Flage


Im "Gut Fiekensholt" wurde sich gestärkt


Rainer Hinrichs erklärt zum "Gut Fiekensholt"


Frank Kern zeigt den Teilnehmern den Gewölbekeller

 


In gemütlicher Runde genoss man im Café "Fiekensholt" leckeren Kuchen mit Tee und Kaffee


Letzte Station "Burg Edenserloog"

Der bekannteste Vertreter des Häuptlingsgeschlechts derer von Werdum ist Ulrich von Werdum (1632-1681), der als gelehrter Berater an Königshäusern quer durch Europa gereist ist und damit dazu beigetragen hat, dass die Burg zeitweise über die größte Privatbibliothek Ostfrieslands verfügte. Anekdoten über den Werdumer Schinken und im Kamin in Flammen aufgegangene Bücher durften da nicht fehlen. Als  Präsent überreichte Rainer Hinrichs den Teilnehmern je ein Exemplar seines Heftchens „Von Hof zu Hof – van Plaats to Plaats“ und Heiko Habben die „Volkszählung 1861“, die seiner Schriftenreihe des Arbeitskreises Hofchroniken in Ost-Friesland entstammten.