Vor 95 Jahren kam der Strom nach Werdum                               19.12.2017


Heutige moderne Technik: das 2012 fertiggestellte  Umspannwerk für den Windpark Stedesdorf in der Nähe von Werdum/Klein-Husums.

Man kann es sich garnicht mehr vorstellen, aber bis vor 95 Jahren mussten unsere Vorfahren in Werdum ohne Elektrizitätsversorgung auskommen. Sie hatten kein elektrisches Licht, keinen Elektrofen und schon gar keinen Fernseher. Erst am 21. Dezember 1922 kam der Strom nach Werdum. Übermorgen gibt es also was zu feiern. Dies war unter den damaligen Inflationsverhältnissen eine beachtliche Leistung auf der Grundlage einer neu gebildeten Elektrizitätsgenossenschaft für Werdum und Umgebung.
Laut dem Buch „Werdum – aus der Geschichte eines Marschendorfes“ von Günter Peperkorn aus Thunum, sorgte die am 30. November 1921 ins Genossenchaftsregister eingetragene Vereinigung für die Errichtung einer zwölf Kilometer langen Freileitung von Erichswarfen über Anderwarfen, Nordwerdum bis Werdumeraltendeich.

Der Strom wurde vom Verband der Elektrizitätsgenossenschaften des Harlingerlandes in Esens bezogen und in Erichswarfen in das kleine Netz eingespeist.

Da die Freileitungen immer einen hohen Stromverlust  hatten, konnte damit anfangs nur die Hausbeleuchtung  und später auch einige Haushaltsmaschinen betrieben werden. Für den Betrieb elektrischer Dreschmaschinen  wurde ein spezieller Dreschkalender aufgestellt, um eine Überlastung des Leitungsnetzes zu vermeiden.  1934 wurde die Genossenschaft von der Stromversorgungs-AG Oldenburg übernommen und am 9. Oktober 1934 aus dem Genossenschaftsregister gelöscht. Ein aufzuteilendes Restvermögen existierte nicht, doch alle, die an der letzten Versammlung im Saal von A. J. Onken teilnahmen, erhielten zwei Runden Grog. Neben der Genossenschaft gab es später auch noch die „Nordwestdeutschen Kraftwerke Wiesmoor“, die das Werdumer Gebiet versorgten. 
Auf Grund des 50-jährigen Bestehen fand 1972 eine Jubiläumsfeier im damaligen Gasthof von Hinrich Fokken statt. Zur Feier hatte sich eine Anzahl Einwohner zu einem Klönabend versammelt. Dabei wurden manche Erinnerungen an vergangene Zeiten aufgefrischt. Glückwünsche wurden an eine in Bad Kreuznach verheiratete Werdumerin gesandt. Sie hatte an dem Tage, als das Dorf von damals 50 Jahren elektrifiziert wurde, das Licht der Welt erblickt. Sie verstarb in 2012.
Quelle: Buch von Günter Peperkorn „Werdum – Aus der Geschichte eines Marschendorfes" (Erhältlich in der Tourist-Information)