Ein Jahr in Werdum - eine syrische Familie hat sich eingelebt        23.12.2016


Die Familie Alakhras
v.L.: Khadija, Ahmad, Mufid, Aisha, Ramez, Amid, Mohamed und Hamado

Heute lebt die syrische Familie von Mohamed Alakhras genau ein Jahr in Werdum. Einen Tag vor Heiligabend 2015 wurde der insgesamt 11 köpfigen Familie durch den Landkreis Wittmund eine Wohnung in Werdum zugewiesen.
Im Spätsommer 2015 entschied sich die Familie vor dem Krieg in ihrer Heimat alles zurück zu lassen und sich dem Flüchtlingsstrom nach Europa, möglichst nach Deutschland, anzuschließen. Die Sorge um das Leben ihrer Kinder war für die Eltern nach einsetzenden Luftangriffen unerträglich geworden. Bei Nacht und Nebel schlichen sie sich aus ihrem Heimatort Telmenes in der Region Idlib nur ca. 70 km von Aleppo gelegen, in die Türkei. Nur der älteste Sohn Imad blieb zurück und die ständige Angst um sein Wohlergehen beschäftigt die Familie täglich. Sie hoffen sehr, dass sie ihn und seine Familie eines Tages wieder in die Arme schließen können.
Von der Westküste der Türkei aus versuchte die Familie dann unter Lebensgefahr mit dem Schlauchboot nach Griechenland zu gelangen. Das klappte, aber erst im zweiten Versuch, nachdem sie das erste Mal von der türkischen Küstenwache aufgegriffen worden waren. Von den griechischen Inseln ging es dann weiter mit der Bahn, mit Bussen und weite Strecken auch zu Fuß über die Balkanroute bis sie schließlich Mitte Oktober in München landeten. Sie wurden dem Kontingent Niedersachsens zugewiesen und in der Notunterkunft in der Wittmunder Kaserne erstmal untergebracht. Sie hatten viel Glück als bereits nach einigen Wochen eine passende Unterkunft für sie in Werdum gefunden wurde.
Dort sind die Eheleute Mohamed und Aisha mit ihren Kindern Amid, Khadija, Hamado, Ahmad, Ramez und Mufid sowie Tochter Marah mit ihrem Ehemann Zaher und Sohn Khalid mittlerweile heimisch geworden. Besonderer Mittelpunkt der Familie ist seit dem 21. November die keine Enkelin Hadil, die im Wittmunder Krankenhaus geboren wurde.
Betreut werden sie in Werdum von einer größeren Gruppe von vielen hilfsbereiten Werdumer Bürgern. Diese kümmern sich in enger Zusammenarbeit mit der AWO z.B. um die administrative Unterstützung bei Behörden und Ämter, die sich alle sehr freundlich und zuvorkommend um die Flüchtlinge kümmern. Aber auch bei Schulanmeldungen, Kontoeröffnungen und Telefonanmeldung ist Hilfe notwendig. Viele Bekleidungsstücke  wurden gespendet, ebenso wurden der Familie Fahrräder, eine Waschmaschine, Gefriertruhe u.ä. zur Verfügung gestellt. Arztbesuche werden organisiert und Einkaufsfahrten stehen regelmäßig an. Eingebunden ist die muslimische Familie auch in die Nachbarschaft des "Puddings" in Werdum. Ob am Maibaum oder dem Straßenfest, die Familie Alakhras ist mit dabei, selbst beim Müllsammeln im Frühjahr und beim Pfarrgartenfest beteiligten sie sich und boten original syrischen Falafel an. Und beim Straßenboßeln des KBV lernten sie auch schon gleich den ostfriesischen Nationalsport kennen. Und an andere ostfriesische Gebräuche haben sie sich auch gewöhnt. Jedem, der an ihrer Wohnung vorbei kommt, klingt ein freundliches "Moin" entgegen. 
Mittlerweile ist die Verständigung auch schon ganz gut. Die Eltern haben in der eigenen "Deutschschule" die Grundkenntnisse der deutschen Sprache vermittelt bekommen und sie werden jetzt, nach offizieller Anerkennung als Flüchtlinge durch das Bundesamt für Migration, einen Deutschkurs bei der Volkshochschule belegen. Die Kinder gehen alle zur Schule oder in den Kindergarten und die Jungs spielen beim SV Werdum in den Jugendmannschaften Fußball. Amid verstärkt die 2. Mannschaft des SV und hat schon sein erstes Tor geschossen.

Der nächste Schritt ist im nächsten Jahr der Eintritt ins Berufsleben. Dabei steht für alle das Erlernen der deutschen Sprache noch im Vordergrund. Sowohl der älteste Sohn Amid als auch seine Schwester Khadija würden gerne im Gesundheitswesen Fuß fassen. Amid wird daher im kommenden Jahr im Rahmen des Projekts "SPRINT-DUAL" der Berufsbildenden Schulen ein Praktikum über 5 Monate bei einem Kinderarzt in Wittmund absolvieren und Khadija hat kürzlich ein Schülerpraktikum im Wittmunder Kreiskrankenhaus abgeleistet. Sie möchte ab dem nächsten Schuljahr gerne das NIGE besuchen und ihr Abitur machen um für ihren Berufswunsch, Ärztin zu werden, die Basis zu schaffen. Vater Mohamed wird seinen Führerschein in Deutschland erneuern um dann möglicherweise wieder in seinem alten Beruf als Kraftfahrer arbeiten zu können.


Die junge Familie
Zaher, Khalid, Marah mit Hadil


Die Frauen im Hause Alakhras
Marah, Aisha und Khadija


Der Sonnenschein der Familie
die kleine Hadil schläft in Ruhe und Frieden


Khalid mit seinem Onkel Amid


Mama Marah
mit ihren Kindern Khalid und Hadil


Müllsammeln in der Schmiede


leckere Falafel beim Pfarrgartenfest


Feier zum Abschluß des Ramadan


Start des Deutschkurses


erstes gemeinsames Straßenfest in der Thunumer Straße