Die Familie Alakhras
v.L.: Khadija, Ahmad, Mufid, Aisha, Ramez, Amid, Mohamed und Hamado
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Heute lebt die syrische
Familie von Mohamed Alakhras genau ein Jahr in Werdum. Einen Tag vor Heiligabend 2015 wurde
der insgesamt 11 köpfigen Familie durch den Landkreis Wittmund eine Wohnung in
Werdum zugewiesen.
Im Spätsommer 2015 entschied sich die Familie vor dem Krieg in ihrer Heimat
alles zurück zu lassen und sich dem Flüchtlingsstrom nach Europa, möglichst
nach Deutschland, anzuschließen. Die Sorge um das Leben ihrer Kinder war für
die Eltern nach einsetzenden Luftangriffen unerträglich geworden. Bei Nacht und
Nebel schlichen sie sich aus ihrem Heimatort Telmenes in der Region Idlib nur
ca. 70 km von Aleppo gelegen, in die Türkei. Nur der älteste Sohn Imad
blieb zurück und die ständige Angst um sein Wohlergehen beschäftigt die
Familie täglich. Sie hoffen sehr, dass sie ihn und seine Familie eines Tages
wieder in die Arme schließen können.
Von der Westküste der Türkei aus versuchte die Familie dann unter
Lebensgefahr mit dem Schlauchboot nach Griechenland zu gelangen. Das klappte,
aber erst im zweiten Versuch, nachdem sie das erste Mal von der türkischen
Küstenwache aufgegriffen worden waren. Von den griechischen Inseln ging es
dann weiter mit der Bahn, mit Bussen und weite Strecken auch zu Fuß über die
Balkanroute bis sie schließlich Mitte Oktober in München landeten. Sie wurden
dem Kontingent Niedersachsens zugewiesen und in der Notunterkunft in der
Wittmunder Kaserne erstmal untergebracht. Sie hatten viel Glück als
bereits nach einigen Wochen eine passende Unterkunft für sie in Werdum gefunden
wurde.
Dort sind die Eheleute Mohamed und Aisha mit ihren Kindern Amid, Khadija,
Hamado, Ahmad, Ramez und Mufid sowie Tochter Marah mit ihrem Ehemann Zaher und
Sohn Khalid mittlerweile heimisch geworden. Besonderer Mittelpunkt der Familie
ist seit dem 21. November die keine Enkelin Hadil, die im Wittmunder
Krankenhaus geboren wurde.
Betreut werden sie in Werdum von einer größeren Gruppe von vielen hilfsbereiten
Werdumer Bürgern. Diese kümmern sich in enger Zusammenarbeit mit der AWO z.B. um die administrative Unterstützung
bei Behörden und Ämter, die sich alle sehr freundlich und zuvorkommend um die Flüchtlinge kümmern. Aber auch bei Schulanmeldungen, Kontoeröffnungen
und Telefonanmeldung ist Hilfe notwendig. Viele Bekleidungsstücke wurden gespendet,
ebenso wurden der Familie Fahrräder, eine Waschmaschine, Gefriertruhe u.ä. zur
Verfügung gestellt. Arztbesuche werden organisiert und Einkaufsfahrten stehen
regelmäßig an. Eingebunden ist die muslimische Familie auch in die
Nachbarschaft des "Puddings" in Werdum. Ob am Maibaum oder dem
Straßenfest, die Familie Alakhras ist mit dabei, selbst beim Müllsammeln
im Frühjahr und beim Pfarrgartenfest beteiligten sie sich und boten
original syrischen Falafel an. Und beim Straßenboßeln des KBV lernten sie auch
schon gleich den ostfriesischen Nationalsport kennen. Und an andere ostfriesische
Gebräuche haben sie sich auch gewöhnt. Jedem, der an ihrer Wohnung vorbei
kommt, klingt ein freundliches "Moin" entgegen.
Mittlerweile ist die Verständigung auch schon ganz gut. Die Eltern haben in der
eigenen "Deutschschule" die Grundkenntnisse der deutschen Sprache
vermittelt bekommen und sie werden jetzt, nach offizieller Anerkennung als
Flüchtlinge durch das Bundesamt für Migration, einen Deutschkurs bei der
Volkshochschule belegen. Die Kinder gehen alle zur Schule oder in den
Kindergarten und die Jungs spielen beim SV Werdum in den Jugendmannschaften
Fußball. Amid verstärkt die 2. Mannschaft des SV und hat schon sein erstes Tor
geschossen.
Der
nächste Schritt ist im nächsten Jahr der Eintritt ins Berufsleben. Dabei steht
für alle das Erlernen der deutschen Sprache noch im Vordergrund. Sowohl der älteste
Sohn Amid als auch seine Schwester Khadija würden gerne im Gesundheitswesen Fuß
fassen. Amid wird daher im kommenden Jahr im Rahmen des Projekts
"SPRINT-DUAL" der Berufsbildenden Schulen ein Praktikum über 5
Monate bei einem Kinderarzt in Wittmund absolvieren und Khadija hat kürzlich
ein Schülerpraktikum im Wittmunder Kreiskrankenhaus abgeleistet. Sie möchte ab
dem nächsten Schuljahr gerne das NIGE besuchen und ihr Abitur machen um für
ihren Berufswunsch, Ärztin zu werden, die Basis zu schaffen. Vater Mohamed wird
seinen Führerschein in Deutschland erneuern um dann möglicherweise wieder
in seinem alten Beruf als Kraftfahrer arbeiten zu können.
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