"Die Fischerei im Wandel der Zeit" - Klönabend des Zweigvereins         27.01.2014


Referent Willi Jacobs und Vorsitzender Georg Janssen


Das Publikum hört interessiert zu
Krabbenfang
 
immer wieder lecker - Fischbrötchen

Der Zweigverein hatte eingeladen und über 30 Zuhörer, zwischen  18 und 80 Jahre alt,  lauschten dem Vortrag von Fischer Wilhelm (Willi) Jacobs aus Neuharlingersiel. Vorsitzender Georg Janssen zeigte sich erfreut über die gute Resonanz und hieß Bürgermeister Friedhelm Hass besonders willkommen. Janssen: „Die Fischerei und die Landwirtschaft haben einige Gemeinsamkeiten. Beide Berufszweige sind  z. B. abhängig vom Wetter und haben mit Quotierungen zu kämpfen“.
Danach hatte das Neuharlingersieler Original Willi Jacobs das Wort. Er verstand es auf seine humorige Art und Weise, gewürzt mit allerlei Anekdoten und Alltags-Geschichten, den Mitgliedern das Thema „Fischerei im Wandel der Zeit“ näher zu bringen. Jacobs kennt sich aus. Seine theoretische Ausbildung erfolgte an der Fischereischule in Büsum (später Eckernförde, Schleswig-Holstein). Die Schule ist nunmehr in Osterrönfeld (nahe Rendsburg - SH) angesiedelt. Aktiver Fischer ist Willi Jacobs nicht mehr, er veranstaltet Gästefahrten mit seinem Kutter „Gorch Fock“, einer von insgesamt acht in Neuharlingersiel beheimateten und ist seit nunmehr 35 Jahren im Prüfungsausschuss der Fischereischule vertreten.

In Glanzzeiten waren es 25 Kutter in Neuharlingersieler Hafen, eine Entwicklung, die auch aus dem touristischen Blickwinkel, als negativ zu werten ist. Die Ursachen liegen einmal in der starken Konkurrenz durch die großen, mit schwerem Geschirr ausgerüsteten Kutter der Niederländer, einem zeitweise drastischen Preisverfall, aber auch am fehlenden Nachwuchs. Willi Jacobs: „Die Fischerei ist einseitig geworden, viel Geschirr wird nicht mehr benötigt, die Holländer sind „überall“ vertreten, sie
  sind uns technisch voraus“. Dem Preisverfall versuchten die Krabbenfischer mit der Gründung der „Erzeugergemeinschaft der deutschen Krabbenfischer GmbH“ mit Sitz in Cuxhaven zu begegnen. Davor waren die Preise im Keller. Das Kilogramm Krabben brachte es nur noch auf 1,20 bis 1,50 EURO, auch bedingt durch  Preisdiktate der holländischen Abnehmer-Firmen.


In der Gemeinschaft
  haben sich 96 Gesellschafter mit insgesamt 102 Kuttern zusammen gefunden (Stand: Frühjahr 2013). Dabei ist Friedrichskoog (SH) mit 16 Kuttern am stärksten vertreten.  Gesellschafter können nur Fischereibetriebe werden. Das Tätigkeitsgebiet erstreckt sich von der deutsch-niederländischen Grenze bis zur deutsch-dänischen Grenze. Die Gesellschaft verarbeitet die Fänge der Mitglieder in den Siebstellen Büsum, Cuxhaven und das ist erfreulich, auch in Neuharlingersiel. Vor Ort wurden am 06. Mai 2013 die ersten Krabben von den Kuttern der Gesellschafter aus Ditzum (DIT), Pogum (POG) und  Neuharlingersiel (NEU) gesiebt.

Die Anlandungen von Nordseegarnelen, so der offizielle Sprachgebrauch, beliefen sich im Jahr 2011 auf rund 7.100 Tonnen, das entspricht einem Anteil der Erzeugergemeinschaft an der deutschen Gesamtanlandung von Nordseegarnelen in 2011 von etwa 54 %.

In zwei Filmbeiträgen, erläutert jeweils von Willi Jacobs, wurde die harte Arbeit der Fischer, optisch untermalt.
  Seine Aussage: „So ist es längst nicht mehr,  zwischenzeitlich hat die Technik die Arbeitsabläufe total verändert“. Trotzdem ist es ist ein anstrengender Job. Hinzu kommen  finanzielle Unwägbarkeiten, so kostet ein neuer (Stahl-)Kutter 1,0 bis 1,5 Mio. EURO.  Erschwerend für ein „Ja“ zum Beruf „Fischer“, kommen  diverse Auflagen und Vorschriften durch die EU hinzu, kein Wunder, dass sich immer weniger junge Leute zu einer Ausbildung entscheiden.
Alte Holzkutter sind kaum noch zu verkaufen. Jacobs: „Teilweise werden sie zu Schleuderpreisen angeboten“. 
Doch der Referent wartete nicht nur mit allerlei Fakten auf, sondern garnierte seinen Vortrag mit allerlei Anekdoten
  und Geschichten aus dem alltäglichen Leben der Fischer aus teilweise längst vergangenen Zeiten, die er humorvoll an den Mann brachte.
Willi Jacobs: „In den 60-er Jahren gingen immer einmal wieder Container, die damals noch nicht so gut gesichert waren, über Bord. In einem Behälter  waren Unmengen an Zahnpasta und Haarfärbemitteln enthalten“ und weiter „Was sollten wir mit der ganzen Zahnpasta?“ Ein Haarfärbemittel  wurde jedoch von der Damenwelt ausprobiert und so lief „Tante Anni“  fast ein Jahr mit  rot gefärbter Haarpracht über den Sielort.
Als Folge des 2. Weltkrieges waren in den Wintermonaten auch einige Fischer mit von der Partie bei der Munitions-Fischerei. Das barg
  riesige Gefahren, wenn beispielsweise Seeminen an Deck landeten, war jedoch aus finanzieller Sicht sehr lukrativ.

Der Abend verging wie im Fluge. Die Zweigvereins-Mitglieder waren angetan vom Vortrag und insbesondere auch von der Art und Weise des Vortragenden die Dinge beim Namen zu nennen. Starker Beifall belohnte den Referenten, dem Zweigvereins-Vorsitzender Georg Janssen herzliche Dankesworte
  aussprach. 
Passend zum Vortrag hatte der Zweigverein in der „Burggaststätte“ Fischbrötchen servieren lassen – die Mitglieder ließen es sich schmecken!