Das Publikum hört interessiert zu
Krabbenfang
immer wieder lecker - Fischbrötchen
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Der Zweigverein hatte eingeladen und über 30 Zuhörer,
zwischen 18 und 80 Jahre alt, lauschten dem Vortrag von Fischer Wilhelm
(Willi) Jacobs aus Neuharlingersiel. Vorsitzender Georg Janssen zeigte sich
erfreut über die gute Resonanz und hieß Bürgermeister Friedhelm Hass besonders
willkommen. Janssen: „Die Fischerei und die Landwirtschaft haben einige
Gemeinsamkeiten. Beide Berufszweige sind
z. B. abhängig vom Wetter und haben mit Quotierungen zu kämpfen“.
Danach hatte das Neuharlingersieler Original Willi
Jacobs das Wort. Er verstand es auf seine humorige Art und Weise, gewürzt mit
allerlei Anekdoten und Alltags-Geschichten, den Mitgliedern das Thema
„Fischerei im Wandel der Zeit“ näher zu bringen. Jacobs kennt sich aus. Seine
theoretische Ausbildung erfolgte an der Fischereischule in Büsum (später
Eckernförde, Schleswig-Holstein). Die Schule ist nunmehr in Osterrönfeld (nahe
Rendsburg - SH) angesiedelt. Aktiver Fischer ist Willi Jacobs nicht mehr, er
veranstaltet Gästefahrten mit seinem Kutter „Gorch Fock“, einer von insgesamt
acht in Neuharlingersiel beheimateten und ist seit nunmehr 35 Jahren im
Prüfungsausschuss der Fischereischule vertreten.
In Glanzzeiten waren es 25 Kutter in Neuharlingersieler
Hafen, eine Entwicklung, die auch aus dem touristischen Blickwinkel, als
negativ zu werten ist. Die Ursachen liegen einmal in der starken Konkurrenz
durch die großen, mit schwerem Geschirr ausgerüsteten Kutter der Niederländer,
einem zeitweise drastischen Preisverfall, aber auch am fehlenden Nachwuchs.
Willi Jacobs: „Die Fischerei ist einseitig geworden, viel Geschirr wird nicht
mehr benötigt, die Holländer sind „überall“ vertreten, sie sind uns technisch voraus“. Dem Preisverfall versuchten die Krabbenfischer mit der
Gründung der „Erzeugergemeinschaft der deutschen Krabbenfischer GmbH“ mit Sitz
in Cuxhaven zu begegnen. Davor waren die Preise im Keller. Das Kilogramm
Krabben brachte es nur noch auf 1,20 bis 1,50 EURO, auch bedingt durch Preisdiktate der holländischen
Abnehmer-Firmen.
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In der Gemeinschaft
haben sich 96 Gesellschafter mit insgesamt 102 Kuttern zusammen gefunden
(Stand: Frühjahr 2013). Dabei ist Friedrichskoog (SH) mit 16 Kuttern am
stärksten vertreten. Gesellschafter
können nur Fischereibetriebe werden. Das Tätigkeitsgebiet erstreckt sich von
der deutsch-niederländischen Grenze bis zur deutsch-dänischen Grenze. Die Gesellschaft
verarbeitet die Fänge der Mitglieder in den Siebstellen Büsum, Cuxhaven und das
ist erfreulich, auch in Neuharlingersiel. Vor Ort wurden am 06. Mai 2013 die
ersten Krabben von den Kuttern der Gesellschafter aus Ditzum (DIT), Pogum (POG)
und Neuharlingersiel (NEU) gesiebt.
Die Anlandungen von Nordseegarnelen, so der offizielle
Sprachgebrauch, beliefen sich im Jahr 2011 auf rund 7.100 Tonnen, das
entspricht einem Anteil der Erzeugergemeinschaft an der deutschen
Gesamtanlandung von Nordseegarnelen in 2011 von etwa 54 %.
In zwei Filmbeiträgen, erläutert jeweils von Willi
Jacobs, wurde die harte Arbeit der Fischer, optisch untermalt. Seine Aussage: „So ist es längst nicht
mehr, zwischenzeitlich hat die Technik
die Arbeitsabläufe total verändert“. Trotzdem ist es ist ein anstrengender Job.
Hinzu kommen finanzielle Unwägbarkeiten,
so kostet ein neuer (Stahl-)Kutter 1,0 bis 1,5 Mio. EURO. Erschwerend für ein „Ja“ zum Beruf „Fischer“,
kommen diverse Auflagen und Vorschriften
durch die EU hinzu, kein Wunder, dass sich immer weniger junge Leute zu einer
Ausbildung entscheiden. Alte Holzkutter sind kaum noch zu verkaufen. Jacobs:
„Teilweise werden sie zu Schleuderpreisen angeboten“.
Doch der Referent wartete nicht nur mit allerlei Fakten
auf, sondern garnierte seinen Vortrag mit allerlei Anekdoten und Geschichten aus dem alltäglichen Leben
der Fischer aus teilweise längst vergangenen Zeiten, die er humorvoll an den
Mann brachte. Willi Jacobs: „In den 60-er Jahren gingen immer einmal
wieder Container, die damals noch nicht so gut gesichert waren, über Bord. In
einem Behälter waren Unmengen an
Zahnpasta und Haarfärbemitteln enthalten“ und weiter „Was sollten wir mit der
ganzen Zahnpasta?“ Ein Haarfärbemittel
wurde jedoch von der Damenwelt ausprobiert und so lief „Tante Anni“ fast ein Jahr mit rot gefärbter Haarpracht über den Sielort.
Als Folge des 2. Weltkrieges waren in den Wintermonaten
auch einige Fischer mit von der Partie bei der Munitions-Fischerei. Das
barg riesige Gefahren, wenn
beispielsweise Seeminen an Deck landeten, war jedoch aus finanzieller Sicht
sehr lukrativ.
Der Abend verging wie im Fluge. Die
Zweigvereins-Mitglieder waren angetan vom Vortrag und insbesondere auch von der
Art und Weise des Vortragenden die Dinge beim Namen zu nennen. Starker Beifall
belohnte den Referenten, dem Zweigvereins-Vorsitzender Georg Janssen herzliche
Dankesworte aussprach. Passend zum Vortrag hatte der Zweigverein in der
„Burggaststätte“ Fischbrötchen servieren lassen – die Mitglieder ließen es sich
schmecken!
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