Geschichte der Burg hautnah erzählt                                                                         24.09.13


gespannte Blicke im "Haus des Gastes"

Auf großes Interesse stieß der Vortrag des gebürtigen Werdumers Ulrich Cramer aus Ganderkesee im „Haus des Gastes“. Kulturvereins-Vorsitzender Rainer Hinrichs konnte  fast vierzig Besucher begrüßen, unter ihnen Bürgermeister Friedhelm Hass, den HVV-Vorsitzenden Johann Pieper und den Vorsitzenden vom Heimatverein für Stadt und Land Esens, Peter Peters.
Die Zuhörer mussten ihr Kommen nicht bereuen. Ulrich Cramer, der auf der Burg aufgewachsen ist, hat sich intensiv mit der Geschichte der Bewohner auseinander gesetzt. Er stellte an diesem Abend sein profundes Wissen unter Beweis.

Der rund zweieinhalb Stunden dauernde Vortrag war gespickt mit geschichtsträchtigen Daten. Danach lag die Burg Edenserloog jahrhundertelang im Dornröschenschlaf. Erst durch den Verkauf der Burg im Jahre 1974 durch Herbert Cramer und 1983 durch die Veröffentlichung der deutschen Übersetzung der „Familiengeschichte des Hauses Werdum bis zum Jahr 1667“, verfasst Mitte des 17. Jahrhunderts von dem gelehrten Schriftsteller und Reisenden Ulrich von Werdum (1632-1681), kam die Burg wieder ins Gedächtnis der Öffentlichkeit.

Ulrich Cramer: „Die Geschichte des Hauses Werdum ist geprägt vom territorialem Machtstreben der Grafen von Ostfriesland und der Herrschaft Jever“. Cramer erläuterte Zusammenhänge, berichtete von den wechselnden Bewohnern der Burg und stellte den nicht unerheblichen Einfluss der Werdumer Häuptlinge in früheren Zeiten dar. So reichten ihre Gebietsansprüche über lange Jahre bis Sandel, Cleverns, Inhausen, Dykhausen, Gödens und Roffhausen. Ausgeklammert war Jever, da Fräulein Maria von Jever (1500-1575), den Werdumern – aber auch den Harlingerländern und Ostfriesen insgesamt - zuletzt nicht mehr wohlgesonnen war.

Der Vortrag führte durch die
  wechselvolle Geschichte der Jahrhunderte  – wer kennt z. B. nicht die Geschichte des Werdumer Schinkens aus dem 30-jährigen Krieg -  bis in die Neuzeit. Die Burg wurde dabei – auch über die Häuptlingszeit hinaus - durch die Familie Cramer immer in einem guten Zustand gehalten, das wegen der treuhänderischen Eigentums- und Erbgestaltung (Fideikommiss) erforderlich war. Nach dem 1. Weltkrieg wurde diese Art von Besitzübertragung durch die Weimarer Reichsver-fassung 1919 abgeschafft. Erst danach kam es zu einer Verteilung des Erbes und letztlich auch zum Verkauf der burgeigenen Mühle 1929 an die Familie Post. Sehr interessant  und lebhaft schilderte der 1934 geborene Referent auch die schwierigen Jahre nach dem II. Weltkrieg,  der Erhalt der Burg wurde immer schwieriger. Der ebenfalls anwesende Bruder Volkhard Cramer konnte im Laufe des Abends noch einige Erlebnisse und Geschichten ergänzend vortragen, und ein Zuhörer, damals in der Nachbarschaft wohnend, erinnerte als kleine Episoden an den Hofhund und die „Nackerten“ (Adam und Eva) auf dem Fayence-Kamin in der guten Stube.

Der ausführliche Vortrag von Ulrich Cramer wird im Harlinger Heimatkalender für das Jahr 2014 des Brune-Mettcker Verlages veröffentlicht, der Ende des Monats erscheint. Wer sich
  für die Burg Edenserloog und ihre Bewohner interessiert, kann sich dort umfassend informieren. Eine weitere Quelle stellt auch das Buch von Günter Peperkorn „Werdum – Aus der Geschichte eines Marschendorfes“ dar. Es ist in der Tourist-Information des Heimat- und Verkehrsvereins Werdum erhältlich.

Die Zuhörer dankten Ulrich Cramer für seinen höchst interessanten Vortrag mit starkem Beifall. Rainer Hinrichs, Vorsitzende des neuen Kulturvereins, überreichte ihm ein Präsent und seiner Ehefrau einen Blumenstrauß.
 

Der in den 1980er Jahren aufwendig restaurierte Fayence-Kachelofen

 


Die Familie Lisa und Herbert Cramer 1938 (v. l): Lisa Cramers Vater Karl Fries, Tochter Christa mit einem Pflichtjahrmädchen, Lisa u. Herbert Cramer mit den drei Söhnen Friedrich, Volkhard und Ulrich, Lisa Cramers Tante Elisabeth Düring, Verwalter Kromminga und Lehrer Bieler (der im Krieg gefallen ist)