Auf großes Interesse stieß der Vortrag des gebürtigen
Werdumers Ulrich Cramer aus Ganderkesee im „Haus des Gastes“. Kulturvereins-Vorsitzender
Rainer Hinrichs konnte fast vierzig
Besucher begrüßen, unter ihnen Bürgermeister Friedhelm Hass, den
HVV-Vorsitzenden Johann Pieper und den Vorsitzenden vom Heimatverein für Stadt und Land Esens,
Peter Peters.
Die Zuhörer mussten ihr Kommen nicht bereuen. Ulrich
Cramer, der auf der Burg aufgewachsen ist, hat sich intensiv mit der Geschichte
der Bewohner auseinander gesetzt. Er stellte an diesem Abend sein profundes
Wissen unter Beweis.
Der rund zweieinhalb Stunden dauernde Vortrag war
gespickt mit geschichtsträchtigen Daten. Danach lag die Burg Edenserloog
jahrhundertelang im Dornröschenschlaf. Erst durch den Verkauf der Burg im Jahre
1974 durch Herbert Cramer und 1983 durch die Veröffentlichung der deutschen
Übersetzung der „Familiengeschichte des Hauses Werdum bis zum Jahr 1667“,
verfasst Mitte des 17. Jahrhunderts von dem gelehrten Schriftsteller und
Reisenden Ulrich von Werdum (1632-1681), kam die Burg wieder ins Gedächtnis der
Öffentlichkeit.
Ulrich Cramer: „Die Geschichte des Hauses Werdum ist
geprägt vom territorialem Machtstreben der Grafen von Ostfriesland und der
Herrschaft Jever“. Cramer erläuterte Zusammenhänge, berichtete von den
wechselnden Bewohnern der Burg und stellte den nicht unerheblichen Einfluss der
Werdumer Häuptlinge in früheren Zeiten dar. So reichten ihre Gebietsansprüche
über lange Jahre bis Sandel, Cleverns, Inhausen, Dykhausen, Gödens und
Roffhausen. Ausgeklammert war Jever, da Fräulein Maria von Jever (1500-1575),
den Werdumern – aber auch den Harlingerländern und Ostfriesen insgesamt -
zuletzt nicht mehr wohlgesonnen war.
Der Vortrag führte durch die wechselvolle Geschichte der Jahrhunderte – wer kennt z. B. nicht die Geschichte des
Werdumer Schinkens aus dem 30-jährigen Krieg -
bis in die Neuzeit. Die Burg wurde dabei – auch über die Häuptlingszeit
hinaus - durch die Familie Cramer immer in einem guten Zustand gehalten, das
wegen der treuhänderischen Eigentums- und Erbgestaltung (Fideikommiss)
erforderlich war. Nach dem 1. Weltkrieg wurde diese Art von Besitzübertragung
durch die Weimarer Reichsver-fassung 1919 abgeschafft. Erst danach kam es zu
einer Verteilung des Erbes und letztlich auch zum Verkauf der burgeigenen Mühle
1929 an die Familie Post. Sehr interessant
und lebhaft schilderte der 1934 geborene Referent auch die schwierigen
Jahre nach dem II. Weltkrieg, der Erhalt
der Burg wurde immer schwieriger. Der ebenfalls anwesende Bruder Volkhard
Cramer konnte im Laufe des Abends noch einige Erlebnisse
und Geschichten ergänzend vortragen, und ein Zuhörer, damals in der Nachbarschaft
wohnend, erinnerte als kleine Episoden an den Hofhund und die „Nackerten“ (Adam
und Eva) auf dem Fayence-Kamin in der guten Stube.
Der ausführliche Vortrag von Ulrich Cramer wird im
Harlinger Heimatkalender für das Jahr 2014 des Brune-Mettcker Verlages
veröffentlicht, der Ende des Monats erscheint. Wer sich für die Burg Edenserloog und ihre Bewohner
interessiert, kann sich dort umfassend informieren. Eine weitere Quelle stellt
auch das Buch von Günter Peperkorn „Werdum – Aus der Geschichte eines Marschendorfes“
dar. Es ist in der Tourist-Information des Heimat- und Verkehrsvereins Werdum
erhältlich.
Die Zuhörer dankten Ulrich Cramer für seinen höchst
interessanten Vortrag mit starkem Beifall. Rainer Hinrichs, Vorsitzende des
neuen Kulturvereins, überreichte ihm ein Präsent und seiner Ehefrau einen
Blumenstrauß.
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Die Familie Lisa und Herbert
Cramer 1938 (v. l): Lisa Cramers Vater Karl Fries, Tochter Christa mit einem
Pflichtjahrmädchen, Lisa u. Herbert Cramer mit den drei Söhnen Friedrich,
Volkhard und Ulrich, Lisa Cramers Tante Elisabeth Düring, Verwalter Kromminga
und Lehrer Bieler (der im Krieg gefallen ist)
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