Mit Pausen dauerte die Aufführung des Schwanks
von Karl Bunje in vier Akten zwar rund dreieinhalb Stunden, aber es blieb immer
kurzweilig und die Zeit verging wie im Fluge. Mit dem Stück „Up Düvels
Schuvkaar“ hatte die „Spöldeel Werdum“ in diesem Jahr DEN Klassiker des
plattdeutschen Theater ausgewählt. Ingo Flick in seiner Begrüßung: „Wir haben das
Stück seit Jahren geplant, jetzt, zum 35-jährigen Bestehen der Gruppe haben wir
uns zur Aufführung entschlossen“.
Zu
diesem Entschluss konnte man nur gratulieren, denn die
Zuschauer wurden nach Tee und Kuchen bestens unterhalten. Broer Immega als
Knecht Jan Spin hatte die Besucher zu Beginn auf das Theaterstück eingestimmt.
Mit einer Schubkarre kam er in den Saal und schilderte die Hintergründe des
Schwanks, der durchaus einen ernsten Hintergrund hat, denn im Jahr 1946, in der
das Stück spielte, herrschte Not in deutschen Landen. Es wurden Waren
getauscht, etwa Uhren und Ringe gegen Speck und Wurst. Geld spielte keine
Rolle, es hatte keinen Wert.
Schwarzschlachten
und Schwarzbrennen („Up Düvels Schuvkaar“)
waren an der Tagesordnung, dabei drückte die Obrigkeit durchaus einmal
ein Auge zu oder ließ sich den im Versteck gebrannten Schnaps schmecken. Es war
Phantasie gefragt, um in den schwierigen Nachkriegsjahren über die Runden zu
kommen.
Vor
diesem Hintergrund, dem zeitgemäßen Bühnenbild und der entsprechenden Kleidung,
wurde der Schwank von den Mitgliedern der „Spöldeel Werdum“ gekonnt umgesetzt.
Knecht
Jan Spin (Broer Immega) und Magd Taline (Käthe-Anna Freesemann) bildeten dabei
ein Paar, das mit allen Wassern gewaschen war.
Zusammen mit dem zurückhaltenden Flüchtlingsmädchen Marie (Bettina
Immega) bewirtschafteten sie den Herkenhof, da Jungbauer Heiko (Steffen Boden)
sechs Jahre im Krieg war. Heimgekehrt hatte der Frauenschwarm nichts Besseres
zu tun als Schnaps zu brennen, Schwarzmarktgeschäfte zu betreiben und sich mit
der leichtlebigen Helga Hillmer (Angelika Pieper) herumzutreiben. Sie ist die
Tochter des Dorfpolizisten Fied Hillmer (Ingo Flick), der es in der
Nachkriegszeit schwer hat seinen Pflichten nachzukommen und gleichzeitig die
Familie mit den notwendigen „Kalorien“ zu versorgen.
Bauer
Heiko Herkens hat es nicht mit der Arbeit. Dabei müsste der Kuhstall längst
ausgemistet werden und da auch der Weidezaun defekt ist, büxen die Rinder gerne
aus. Das brennen von Schnaps, zusammen mit dem schlitzohrigen Knecht Jan Spin,
ist ihm da wichtiger.
Als
Wachmeister Fied Hillmer eine Totalrevision des Hofes ankündigt, wird die
Schwarzbrennerei in einen Alkoven verlegt, der durch einen Schrank betreten werden
kann. Doch
Bauer Heiko Herkens ist erfinderisch um die dringend notwendigen Arbeiten nicht
selbst auszuführen. Er verspricht, die Frau zu heiraten, die ihm den Stall
ausmistet. Damit beginnt ein tolles Verwirrspiel, denn plötzlich hat er zwei Frauen „am Hals“, die leichtlebige Helga
Hillmer und Magd Taline. Sie hat jedoch
die Fäden, die ans Ziel führen, sicher in der Hand. Somit steht einem Happyend
nach allerlei Wirrungen und Irrungen
letztlich nichts mehr im Wege.
Szenenbeifall
und ein langer Schlussapplaus waren der beste Lohn für die Spielerinnen und
Spieler der „Spöldeel“. Dabei hatten Broer Immega als Knecht Jan Spin, Steffen Boden als Bauer
Heiko Herkens und Käthe-Anna Freesemann als Magd Taline sicherlich die größten
Parts zu absolvieren, was ihnen hervorragend gelang die Mimik paßte – sie
lebten Theater. Doch auch Ingo Flick als „Schandarm“ und Bettina Immega in der
Rolle der Flüchtlingsdeern Marie wussten zu überzeugen. Nicht zu vergessen die
leichtlebige Helga Hillmer, trefflich gespielt von Angelika Pieper.
Doch
was ist Theater ohne die Helfer im Hintergrund? Als
Topusterin wurde Marion Flick kaum gebraucht, da die Akteure recht Textsicher
waren. Für das entsprechende Outfit (Maske/Haare) sorgte Heike Freesemann.
„Mädchen für alles“ war einmal mehr Ilse Immega. Ein besonderer Dank der
„Spöldeel Werdum“ galt dem Staatstheater Oldenburg und Anne Hallen aus
Carolinensiel für die Bereitstellung zeitgemäßer Kleidungsstücke und dem
Antikhandel Menßen, Esens, für das Ausleihen von Bühnenmöbeln.
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