"Uo Düvels Schuvkar" - erste öffentliche Vorstellungen                             11.03.13

Die Spöldeel Werdum zum Schlußapplaus

Mit  Pausen dauerte die Aufführung des Schwanks von Karl Bunje in vier Akten zwar rund dreieinhalb Stunden, aber es blieb immer kurzweilig und die Zeit verging wie im Fluge. Mit dem Stück „Up Düvels Schuvkaar“ hatte die „Spöldeel Werdum“ in diesem Jahr DEN Klassiker des plattdeutschen Theater ausgewählt. Ingo Flick in seiner Begrüßung: „Wir haben das Stück seit Jahren geplant, jetzt, zum 35-jährigen Bestehen der Gruppe haben wir uns zur Aufführung entschlossen“.
Zu diesem Entschluss konnte man nur gratulieren, denn
die Zuschauer wurden nach Tee und Kuchen bestens unterhalten. Broer Immega als Knecht Jan Spin hatte die Besucher zu Beginn auf das Theaterstück eingestimmt. Mit einer Schubkarre kam er in den Saal und schilderte die Hintergründe des Schwanks, der durchaus einen ernsten Hintergrund hat, denn im Jahr 1946, in der das Stück spielte, herrschte Not in deutschen Landen. Es wurden Waren getauscht, etwa Uhren und Ringe gegen Speck und Wurst. Geld spielte keine Rolle, es hatte keinen Wert.
Schwarzschlachten und Schwarzbrennen („Up Düvels Schuvkaar“)
  waren an der Tagesordnung, dabei drückte die Obrigkeit durchaus einmal ein Auge zu oder ließ sich den im Versteck gebrannten Schnaps schmecken. Es war Phantasie gefragt, um in den schwierigen Nachkriegsjahren über die Runden zu kommen.

Vor diesem Hintergrund, dem zeitgemäßen Bühnenbild und der entsprechenden Kleidung, wurde der Schwank von den Mitgliedern der „Spöldeel Werdum“ gekonnt umgesetzt.

Knecht Jan Spin (Broer Immega) und Magd Taline (Käthe-Anna Freesemann) bildeten dabei ein Paar, das mit allen Wassern gewaschen war.
  Zusammen mit dem zurückhaltenden Flüchtlingsmädchen Marie (Bettina Immega) bewirtschafteten sie den Herkenhof, da Jungbauer Heiko (Steffen Boden) sechs Jahre im Krieg war. Heimgekehrt hatte der Frauenschwarm nichts Besseres zu tun als Schnaps zu brennen, Schwarzmarktgeschäfte zu betreiben und sich mit der leichtlebigen Helga Hillmer (Angelika Pieper) herumzutreiben. Sie ist die Tochter des Dorfpolizisten Fied Hillmer (Ingo Flick), der es in der Nachkriegszeit schwer hat seinen Pflichten nachzukommen und gleichzeitig die Familie mit den notwendigen „Kalorien“ zu versorgen.

Bauer Heiko Herkens hat es nicht mit der Arbeit. Dabei müsste der Kuhstall längst ausgemistet werden und da auch der Weidezaun defekt ist, büxen die Rinder gerne aus. Das brennen von Schnaps, zusammen mit dem schlitzohrigen Knecht Jan Spin, ist ihm da wichtiger.

Als Wachmeister Fied Hillmer eine Totalrevision des Hofes ankündigt, wird die Schwarzbrennerei in einen Alkoven verlegt, der durch einen Schrank betreten werden kann.
Doch Bauer Heiko Herkens ist erfinderisch um die dringend notwendigen Arbeiten nicht selbst auszuführen. Er verspricht, die Frau zu heiraten, die ihm den Stall ausmistet. Damit beginnt ein tolles Verwirrspiel, denn plötzlich hat er  zwei Frauen „am Hals“, die leichtlebige Helga Hillmer und  Magd Taline. Sie hat jedoch die Fäden, die ans Ziel führen, sicher in der Hand. Somit steht einem Happyend nach allerlei Wirrungen und Irrungen  letztlich nichts mehr im Wege.
Szenenbeifall und ein langer Schlussapplaus waren der beste Lohn für die Spielerinnen und Spieler der „Spöldeel“. Dabei hatten Broer Immega als
  Knecht Jan Spin, Steffen Boden als Bauer Heiko Herkens und Käthe-Anna Freesemann als Magd Taline sicherlich die größten Parts zu absolvieren, was ihnen hervorragend gelang die Mimik paßte – sie lebten Theater. Doch auch Ingo Flick als „Schandarm“ und Bettina Immega in der Rolle der Flüchtlingsdeern Marie wussten zu überzeugen. Nicht zu vergessen die leichtlebige Helga Hillmer, trefflich gespielt von Angelika Pieper.

Doch was ist Theater ohne die Helfer im Hintergrund?
Als Topusterin wurde Marion Flick kaum gebraucht, da die Akteure recht Textsicher waren. Für das entsprechende Outfit (Maske/Haare) sorgte Heike Freesemann. „Mädchen für alles“ war einmal mehr Ilse Immega. Ein besonderer Dank der „Spöldeel Werdum“ galt dem Staatstheater Oldenburg und Anne Hallen aus Carolinensiel für die Bereitstellung zeitgemäßer Kleidungsstücke und dem Antikhandel Menßen, Esens, für das Ausleihen von  Bühnenmöbeln.  

Ein vollbestzter Saal im "Freesenkroog" Hauptakteur Broer Immega
Turbulent ging es zu und immer ging es um Schnaps