Plattdeutscher Gottesdienst in Neuharlingersiel                                                 25.05.12

Der Up-Platt-Kring der Kirchengemeinde Werdum-Neuharlingersiel hat wieder einen plattdeutschen Gottesdienst zusammengestellt, der dieses Mal unter dem Motto „Glaube-Liebe-Hoffnung“ am Pfingstsonntag, 27. Mai,  um 18 Uhr im „Haus am Hafen“ in Neuharlingersiel stattfinden soll. Dass der Gottesdienst an diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt durchgeführt wird, hat auch einen historischen Hintergrund:
Mitte der 1920er Jahre erwarb der Neuharlingersieler Fischer und Reeder Eilt Siebels Jacobs (1873-1959) 4 Fischkutter. Da diese Schiffe auf den Werften der Reichsmarine in Wilhelmshaven und Kiel gebaut wurden, nannte man diese Kutter auch „Reichskutter“.

Sie waren mit 17,5 m lang und einem Tiefgang von 1,80 m überschaubar groß und nur mit einem Hilfsmotor als Antrieb ausgestattet, da zu dieser Zeit noch überwiegend gesegelt wurde. Der Fischer Jacobs gab fast allen seinen Schiffen biblische Namen wie „Glaube“, „Hoffnung“, „Lust“ und „Liebe“ sowie „Ebenezer“ und „Immanuel“ nach Figuren aus dem Alten Testament.

Kapitäne dieser Schiffe waren seine 6 Söhne. Die Besatzung des Kutters „Liebe“, Az. 19, bestand aus dem ältesten Sohn Hermannus (1887-1942) als Kapitän, 2 Matrosen und 1 Steuermann. Gefischt wurde überwiegend auf Plattfische, Rundfische sowie auf Heringe und Sprotten. Im Krieg wurden alle Schiffe als Vorpostenboote eingezogen, wobei die kleineren bald wieder in der hiesigen Fischerei eingesetzt werden konnten, da ja Fische als Nahrungsmittel gebraucht wurden.

Am Morgen des 10. Juli 1942 fuhr die „Liebe“ mit 4 Mann Besatzung von Neuharlingersiel  in See; beim Auslaufen aus dem engen Fahrwasser ist die „Liebe“ auch noch festgefahren, wurde aber wieder flott. Man fuhr zwischen die Inseln Langeoog und Spiekeroog durch die Otzumer Balge nach See raus.

Etwa 4 km nördlich von Spiekeroog wurde mit anderen Fahrzeugen zusammen gefischt. Gegen 11.30 Uhr wurde mit der Winde das Netz eingeholt. Da geschah das Unglück: Eine Seemine hatte sich im Netz verfangen, und es kam zu einer Explosion, die so heftig war, dass man sie auf Spiekeroog noch gut hören konnte.

Sofort waren die in der Nähe gelegene Kutter zur Stelle und übernahmen die beiden schwerverletzten  Matrosen und den Schiffsjungen, der sich im Vorschiff aufgehalten hatte. Von Kapitän Jacobs fehlte jede Spur. Sofort fuhr man unter Volldampf nach Spiekeroog, und eilig wurde ein Arzt herbei gerufen, aber für die beiden Schwerverletzten kam jede Hilfe zu spät. Sie ließen jeweils eine Frau und Kinder zurück. Schiffsjunge Johann Janssen hat überlebt und ist erst vor 4 Jahren im hohen Alter verstorben.

Kapitän Hermannus Jacobs wurde später auf dem Großen Knecht-Land auf der Insel Spiekeroog gefunden und dort von einem Fischer beigesetzt. Als Erinnerung ließ sein Bruder Eilt Siebels Jacobs ein großes Kreuz auf dem Knecht-Land aufstellen, das trotz teilweise heftiger Bombenabwürfe in der Gegend dort noch lange gestanden hat.

Dieses Ereignis jährt sich in diesen Tagen zum 70. Mal und soll auch in dem Gottesdienst Gedenken finden