Der
Up-Platt-Kring der Kirchengemeinde Werdum-Neuharlingersiel hat wieder einen
plattdeutschen Gottesdienst zusammengestellt, der dieses Mal unter dem Motto
„Glaube-Liebe-Hoffnung“ am Pfingstsonntag, 27. Mai, um 18 Uhr im „Haus am
Hafen“ in Neuharlingersiel stattfinden soll. Dass
der Gottesdienst an diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt durchgeführt wird, hat
auch einen historischen Hintergrund:
Mitte
der 1920er Jahre erwarb der Neuharlingersieler Fischer und Reeder Eilt Siebels
Jacobs (1873-1959) 4 Fischkutter. Da diese Schiffe auf den Werften der
Reichsmarine in Wilhelmshaven und Kiel gebaut wurden, nannte man diese Kutter
auch „Reichskutter“.
Sie
waren mit 17,5 m lang und einem Tiefgang von 1,80 m überschaubar groß und nur
mit einem Hilfsmotor als Antrieb ausgestattet, da zu dieser Zeit noch
überwiegend gesegelt wurde. Der Fischer Jacobs gab fast allen seinen Schiffen
biblische Namen wie „Glaube“, „Hoffnung“, „Lust“ und „Liebe“ sowie „Ebenezer“
und „Immanuel“ nach Figuren aus dem Alten Testament.
Kapitäne
dieser Schiffe waren seine 6 Söhne. Die Besatzung des Kutters „Liebe“, Az. 19,
bestand aus dem ältesten Sohn Hermannus (1887-1942) als Kapitän, 2 Matrosen und
1 Steuermann. Gefischt wurde überwiegend auf Plattfische, Rundfische sowie auf
Heringe und Sprotten. Im Krieg wurden alle Schiffe als Vorpostenboote
eingezogen, wobei die kleineren bald wieder in der hiesigen Fischerei
eingesetzt werden konnten, da ja Fische als Nahrungsmittel gebraucht wurden.
Am
Morgen des 10. Juli 1942 fuhr die „Liebe“ mit 4 Mann Besatzung von
Neuharlingersiel in See; beim Auslaufen aus dem engen Fahrwasser ist die
„Liebe“ auch noch festgefahren, wurde aber wieder flott. Man fuhr zwischen die
Inseln Langeoog und Spiekeroog durch die Otzumer Balge nach See raus.
Etwa
4 km nördlich von Spiekeroog wurde mit anderen Fahrzeugen zusammen gefischt.
Gegen 11.30 Uhr wurde mit der Winde das Netz eingeholt. Da geschah das Unglück:
Eine Seemine hatte sich im Netz verfangen, und es kam zu einer Explosion, die
so heftig war, dass man sie auf Spiekeroog noch gut hören konnte.
Sofort
waren die in der Nähe gelegene Kutter zur Stelle und übernahmen die beiden
schwerverletzten Matrosen und den Schiffsjungen, der sich im Vorschiff
aufgehalten hatte. Von Kapitän Jacobs fehlte jede Spur. Sofort fuhr man unter
Volldampf nach Spiekeroog, und eilig wurde ein Arzt herbei gerufen, aber für
die beiden Schwerverletzten kam jede Hilfe zu spät. Sie ließen jeweils eine
Frau und Kinder zurück. Schiffsjunge Johann Janssen hat überlebt und ist erst
vor 4 Jahren im hohen Alter verstorben.
Kapitän
Hermannus Jacobs wurde später auf dem Großen Knecht-Land auf der Insel
Spiekeroog gefunden und dort von einem Fischer beigesetzt. Als Erinnerung ließ
sein Bruder Eilt Siebels Jacobs ein großes Kreuz auf dem Knecht-Land
aufstellen, das trotz teilweise heftiger Bombenabwürfe in der Gegend dort noch
lange gestanden hat.
Dieses Ereignis jährt sich in diesen Tagen zum 70. Mal und soll auch in
dem Gottesdienst Gedenken finden
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