In
Werdum ist das Thema „Barrierefrei“ nicht neu. Bereits drei Häusern wurde vom
VdK Niedersachsen-Bremen für die vorbildliche Integration behinderter Menschen
und behindertengerechter Gestaltung von Gebäude und Einrichtung das Prädikat
„barrierefrei“ verliehen und die entsprechende Plakette mit der dazu gehörenden
Urkunde überreicht. Diese Tatsache wurde von Dr. Pagenkopf bei seinem Referat
zu Beginn positiv herausgestellt.
Unter
„Barrierefreiheit“ ist nach den Ausführungen von Dr. Pagenkopf jedoch weit mehr
zu verstehen. Der Referent ist ein ausgewiesener Experte für „Barrierefreien
Tourismus“. Im Zuge des Masterplanprojekts
„Barrierefreie Nordsee – Komfort und Service für Alle“ erarbeitet der
Tourismusverband Nordsee mit Begleitung
der Firma NeumannConsult dazu eine fundierte Bestandsaufnahme wonach
dann konkrete Handlungsempfehlungen zum Abbau bestehender Barrieren abgeleitet
werden sollen.
Dr.
Pagenkopf: „Im Zeichen des Demographischen Wandels werden wir weniger, älter,
bunter und individueller. Die Entwicklung der Altersgruppen zeigt, dass der
Anteil der älteren Bevölkerung deutlich zunimmt. Daraus abgeleitet stehen auch
die Tourismusverbände vor neuen Herausforderungen, wie:
- Demographisch denken und handeln,
- Schrumpfen organisieren,
- Menschliche
Vielfalt berücksichtigen und
- Touristische Angebote attraktiver gestalten.
Dabei
sind die Zielgruppen vielfältig, aber es handelt sich um viele ältere Gäste,
die anspruchsvoll und erfahren sind. Gleichzeitig sind sie Service- und Komfort
orientiert, aber oft auch mobilitäts- oder aktivitätseingeschränkt. Interessant
sind in dem Zusammenhang folgende Zahlen, die sich auf Alter und Behinderungen
beziehen: < 25 (4 %), 25 – 44 (10 %), 45 – 54 (12 %), 55 – 64 (20 %) und
> 64 (54 %).
Dr.
Pagenkopf geht bei seinen Überlegungen von der Gruppe „50plus-Gäste aus“, bei
denen für 90 % Reisen an erster Stelle steht. Sie geben pro Jahr 18 Milliarden
Euro in Deutschland für Reisen aus, das sind über 40 Prozent der Gesamtumsätze
in der Reisebranche. Folgende Fakten zu den 50plus-Gästen unterstützen die
vorgenannten Zahlen: sie haben eine längere Reisedauer, sind häufiger unterwegs
als Jüngere, haben einen deutlich höheren Deutschlandanteil, sind sehr
reisezieltreu und reisen bevorzugt im Frühjahr und Herbst, was zu einer
Saisonverlängerung führt.
Dr.
Pagenkopf: „Mein Fazit lautet daher: ältere und behinderte Reisende bilden eine
große und attraktive Zielgruppe, das Kundenpotenzial und die Nachfrage wird
wachsen. Dabei ist das Marktpotenzial bislang nicht ausreichend erschlossen und
die Angebote, der Service und die Informationen sind oft unzureichend auf die
Bedürfnisse älterer und behinderter Reisender zugeschnitten. Daraus entsteht
die Anforderung an Tourismusanbieter, dass sie sich mehr einfallen lassen als
„Tanzabende, Bastelkurse und Kurkonzerte“. Die
Gäste wünschen sich einen Stressfreien Urlaub, mit einem erlebbaren
touristischen Programm, verbunden mit Qualität, Service und Komfort. Dabei
sollte leichte Zugänglichkeit und Nutzbarkeit unter dem Titel Barrierefreiheit
und „Design für Alle“ im Vordergrund stehen.
Dr.
Pagenkopf: „Barrierefreiheit ist Grundlage für service- und Komfortorientierte Angebote,
die von älteren (zahlungskräftigen) Gästen und Familien nachgefragt werden, Unabdingbare Voraussetzung für Gäste mit Behindert und Querschnittaufgabe für alle touristischen Themen
Die
Barrierefreiheit betrifft die Infrastruktur, die Informationsvermittlung, den
Service, das Außenmarketing sowie die gesamte touristische Servicekette vom
vorbereiten, informieren und buchen, über Ausflug und Shopping, Unterhaltung
und Kultur, Service und Assistenz, Freizeit und Sport, Essen und Trinken,
Wohnen und Schlafen, ankommen und orientieren, bis hin zum erinnern und
Bestätigung finden.
Heimat-
und Verkehrsvereinsvorsitzender Johann Pieper: “Vor dem Hintergrund des
demographischen Wandels - unsere Gäste werden immer älter – versteht sich
barrierefreier Tourismus als Qualitäts- und Komfort-Tourismus und ist damit ein
wichtiger Aspekt für alle Vermieter und Gewerbetreibenden im Wettbewerb mit
anderen“. Er
bedankte sich bei Dr. Pagenkopf für den überaus informativen Vortrag und
überreichte ihm zwei Landschaftstypische Aufmerksamkeiten.
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