Altwerdumer Grashaus

Weit im Südosten des Werdumer Gemeindegebietes, rundherum umgeben von Ländereien des Wittmunder Einflussgebietes (Endzetel und Funnixerhörn) liegt ein wunderschöner alter großer Hof mit Namen „Altwerdumer Grashaus“. Schon der Name deutet auf ein Gebäude mit langer wechselhafter Geschichte, und es ist tatsächlich so: Das heutige Hofgebäude wurde 1670 errichtet. Er wurde in den Jahren um 1998 mit viel Sinn und Liebe für die Details restauriert und strahlt heute weit über das flache Marschenland wie in der Zeit seiner Errichtung. Auch das dazugehörige Backhaus kann sich sehen lassen: Entstanden um 1850, gehört es von der Größe her zu den 10 größten in ganz Ostfriesland; heute dient es mit historischen Flair als Ferienwohnung.

Die Geschichte der Umgebung dieses Hofes ist noch 250 Jahre älter: Nahezu die gesamten Ländereien östlich der heutigen Werdumer Burg gehörten von jeher den Bewohnern der Burg, den Werdumer Häuptlingen. Der erste nachweisbare Häuptling war „Olde Reent“, der um 1420 gestorben ist. Er hatte 2 Söhne, von denen nach damaligem Erbrecht der Jüngere, ebenfalls Reent mit Namen die Burg erbte, während der Ältere, Siebold mit Namen, sich im Gebiet um das heutige Altwerdumer Grashaus, ein Steinhaus, genannt die Sieboldsburg, errichtete. Ulrich von Werdum (1632-1681), Chronist der Familie, konnte von den Ruinen dieser Burg noch berichten. Einige Jahre später wurde dann das heutige Altwerdumer Grashaus errichtet und hat sich als Gebäude bis in die heutige Zeit erhalten. Die dazu gehörigen Flächen, ca. 130 ha, wurden bis in die 1930 er Jahre als sog. „Domäne“, also vom Staat verpachtete Flächen, bewirtschaftet, bevor sie in die heutige Eigentümerfamilie Ulfers übergingen.

Quellen:

Günter Peperkorn, Werdum – Aus der Geschichte eines Marschendorfes, S. 34

Eberhard Pühl, Alte Backsteinbauten in Ostfriesland und im Jeverland, S. 61

Ulrich von Werdum, Series Familiae Werdumanae – Die Geschichte des Hauses Werdum, Teil II: Deutscher Text, S. 20

Anzeiger für Harlingerland, Beilage „Zum Wochenende“, 05.07.2003

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